LEHRPERSONEN | 4-8 Jahre

Primarstufe I (1. Zyklus)

Regeln erlernen, spielen und Freundschaften schließen
Die Sozialisierung verläuft über das Erlernen der sozialen Regeln, welche den Kindern von Erwachsenen erklärt werden; z.B. welches soziale Verhalten toleriert wird und welches nicht. Schritt für Schritt entwickeln Kinder Scham und beginnen damit auch Grenzen zu setzen.

Die geschlechtliche Identität bildet sich weiter aus und Kinder beginnen zunehmend, gesellschaftlich geprägte Geschlechterrollen zu integrieren. Kinder schließen Freundschaften. Sie verbinden Freundschaft und das Gefühl jemanden zu mögen häufig mit «Verliebtsein».

Die Erforschung des eigenen Körpers und des Körpers anderer Menschen erfolgt durch sinnliche und sexuell gefärbte Spiele, durch Fragen oder Beobachtungen. Kinder loten Grenzen aus, indem sie sexuell gefärbte Wörter benutzen. In diesem Alter sind viele Kinder auch an der Fortpflanzung interessiert.

 

 

Zentrale Themen und mögliche Inhalte

 

1. Der menschliche Körper und seine Entwicklung

  • Körperhygiene
  • Altersabhängige Körper- und Persönlichkeitsentwicklung
  • Alle Körperteile und ihre Funktionen, insbesondere die Geschlechtsmerkmale
  • Unterschiede zwischen den Geschlechtern
  • geschlechtliche Identität

 

2. Fruchtbarkeit und Fortpflanzung

  • das Leben: Schwangerschaft, Geburt und Babys; der Zyklus des Lebens
  • Grundlagen der menschlichen Fortpflanzung

 

3. Sexualität

  • angemessene Sexualsprache
  • sexuelle Gefühle (Nähe, Lust, Erregung) als Teil der menschlichen Gefühle
  • Bedeutung und Ausdrucksformen von Sexualität (bspw. um Liebe auszudrücken)
  • Öffentlicher und privater Raum

 

4. Emotionen

  • Unterschiedliche Gefühlen: Eifersucht, Wut, Aggression, Enttäuschung, Scham, Treue, Ekel, Angst, Freude, Traurigkeit, Liebe, Hemmung
  • Unterschied zwischen Freundschaft und Liebe
  • Das Schamgefühl und das Bedürfnis nach Privatsphäre
  • verschiedene Gefühle, die man für andere Menschen empfindet

 

5. Beziehungen und Lebensstile

  • Freundschaft
  • unterschiedliche Beziehungsformen: familiär, geschwisterlich, freundschaftlich, Liebesbeziehungen usw.
  • unterschiedliche Familienformen: Kernfamilien, Patchworkfamilien, Ein-Eltern-Familien, Regenbogenfamilien usw.
  • unterschiedliche Vorstellungen von Familie
  • verschiedene Lebensformen

 

6. Sexualität, Gesundheit und Wohlbefinden / 7. Sexualität und Rechte

  • Verantwortung der Erwachsenen, für den Schutz der Kinder zu sorgen
  • Kinderrechte, insbesondere das Recht auf Meinungs- und Äusserungsfreiheit, das Recht auf Information und das Recht auf Integrität
  • Gleichstellung zwischen den Geschlechtern
  • sexualisierte Gewalt: es gibt sexuell unangemessenes und strafbares Verhalten

 

8. Soziale und kulturelle Determinanten der Sexualität (Werte und Normen)

  • Geschlechts- und altersspezifische Unterschiede
  • Unterschiedliche Wertvorstellungen je nach Herkunft und Kultur
  • Geschlechterrollen

 

Angaben zu den Inhalten finden Sie in der Vorlage des Lehrplans 21 und in den kantonalen Lehrplänen.

Arbeitshilfen und Kinderbücher

 

Quellen

Beispiele für Aktivitäten

Sexualaufklärung fordert von den Lehrpersonen einen sorgfältigen und bewussten Umgang mit Themen der sexuellen Gesundheit, um einen altersentsprechenden und hochwertigen Unterricht anbieten zu können. Bei Unsicherheiten oder Fragen stehen Lehrerpersonen Fachstellen für Sexualpädagogik oder Fachstellen der sexuellen Gesundheit zur Verfügung (siehe Liste in Ihrem Kanton). Diese bieten Beratungen und/oder Schulungen/Weiterbildungen an.

Folgende Aktivitäten können als Anregung für den Unterricht der Sexualaufklärung dienen:

 

  • Lassen Sie die Schüler_innen alle Wörter aufzählen, die sie mit dem Begriff "Sexualität" verbinden. Gruppieren Sie sie nach biologischen, psychosozialen, beziehungsbezogenen, kulturellen oder moralischen Aspekten. Diskutieren Sie, warum manchmal grobe oder vulgäre Wörter verwendet werden, um über Sexualität zu sprechen (insbesondere über die Anatomie der Geschlechtsteile. (Entspricht dem Thema «Sexualität»). (1)

 

  • Geben Sie Ihren Schüler_innen ein Blatt Papier, auf dem ein Kreis eingezeichnet ist. Bitten Sie sie, mittels einfachen Strichen den Gesichtsausdruck für Glück, Traurigkeit, Wut oder Angst zu zeichnen. Es kann auch das aktuelle Befinden dargestellt werden. (Entspricht dem Thema «Emotionen». (2)

 

  • Lassen Sie einen kleinen Kreis mit dem Wort «ICH» in der Mitte eines Blattes zeichnen. Für jedes Familienmitglied soll ausgehend vom Kreis ein Strich gezogen werden. Am anderen Ende des Striches soll der Name oder der Spitzname der Person aufgeschrieben werden. Eine kleine Zeichnung soll eine Eigenschaft der Person illustrieren. Betonen Sie, dass jedes Kind «Familie» anders definiert und selber bestimmt, wer Teil davon ist. Fragen sie die Klasse, wer sein Bild präsentieren möchte .(Entspricht dem Thema «Beziehungen und Lebensstile»). (2)

 

Weitere Beispiele
  • Bitten Sie alle Kinder ein Selbstportrait zu erstellen. Stellen Sie die Selbstportraits anschliessend aus und veranstalten eine Führung von Bild zu Bild. Die Kinder sollen ihr Bild erläutern und sagen, was sie an sich gerne mögen. Zum Abschluss wird betont, dass jeder Mensch einzigartig ist (entspricht dem Thema «Der menschliche Körper und seine Entwicklung»). (1)

 

  • Bitten Sie im Rahmen des Projekts «Ich stelle mein Idol vor» die Jungen, eines ihrer männlichen Vorbilder vorzustellen und zu erklären, warum sie es bewundern. Im Gegenzug müssen die Mädchen erklären, warum sie eines ihrer weiblichen Vorbilder bewundern. Diskutieren Sie mit den Schüler_innen Gemeinsamkeiten von Männern und Frauen (entspricht dem Thema  «Soziale und kulturelle Determinanten der Sexualität»). (1)

 

  • Ausgehend von einer persönlichen Auswahl an Lieblingsspielzeugen und Lieblingsspielen unterteilen die Schüler_innen die Spielsachen in «Jungenspielzeug» und «Mädchenspielzeug». Dann diskutieren Sie mit ihnen wie sinnvoll diese Kategorien sind; fügen Sie an, dass alle Kinder, ob Junge oder Mädchen, mit allen Spielzeugen spielen können (entspricht dem Thema «Soziale und kulturelle Determinanten der Sexualität»). (1)

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